Die Varroamilbe ist der bedeutsamste Bienenschädling weltweit. Hiesige Imker müssen ihre Völker im Jahresverlauf mehrmals mit organischen Säuren gegen den Milbenbefall behandeln.
Die amerikanischen Forscher John Harbo und Jeffrey Harris beobachteten Ende der 90er Jahre Bienenvölker, bei denen sich die in Arbeiterinnenbrut eingedrungenen Varroamilben nur eingeschränkt vermehrt hatten. Durch gezielte Selektion konnten sie diese Erscheinung in einer kleinen Versuchspopulation erheblich steigern und in der Folge Völker auslesen, in welchen die Milbenpopulation nachhaltig unter der Schadschwelle blieb.
Erst später entdeckte man, dass die gestörte Milbenreproduktion ursächlich auf ein sehr effektives Hygieneverhalten zurückzuführen ist: Offensichtlich öffnen besonders veranlagte Bienen von Varroamilben befallene Brutzellen und räumen diese aus (vgl. Video-Ausschnitt unten – Quelle: USDA ARS Baton Rouge Honey Bee Lab). Dadurch verringert sich im Laufe der Puppenphase die Befallsrate und die bis zum Schlupfzeitpunkt in der Brut verbleibenden Milben haben oftmals überhaupt keine oder aber verspätet angelegte Nachkommen. Dieses Verhalten bezeichnet man heute üblicherweise als varroasensitive Hygiene oder kurz VSH.
Varroasensitive Hygiene (VSH) ist ein Verhaltensmerkmal bei Honigbienen. Es ist eine Form der Brutnestreinigung, die genetisch veranlagt ist. Bienen erkennen in der Brutanlage Bienenpuppen, die durch die Varroamilbe parasitiert werden, öffnen die Zellen und räumen die befallene, 12-18 Tage alte Brut aus. Das führt zum Tod der unreifen Varroamilben. Der Vermehrungszyklus der Milben wird gestört, was zu einer unterdrückten Milbenvermehrung führt. VSH-Bienenvölker zeigen daher einen ungewöhnlich niedrigen Anteil an reproduktionsfähigen Milben in der Brut. Sie können die Milbenpopulation tief halten, unter dem Schwellenwert, der eine Varroa-Behandlung nötig macht.
Weltweit existiert ein Netzwerk von Bieneninstituten, Zuchtorganisationen sowie Züchtern, welches sich der Zucht und Selektion von VHS-Völkern verschrieben hat. Ein Hoffnungsschimmer für uns Imker.
Weitere Informationen: www.aristabeeresearch.org