Während der Schwarmzeit, wenn der natürliche Vermehrungstrieb der Bienenvölker erwacht ist, verläuft die Zucht besonders erfolgreich. Ein besonderes Augenmerk erfordern die Auswahl des Zuchtstoffs sowie – mehr als in anderen imkerlichen Teilbereichen – das strikte Einhalten von Terminen. Sowohl bei der Ausführung einzelner Schritte in der Aufzucht junger Königinnen, als auch für die Auffuhr von Begattungskästchen auf Belegstationen.
Alle Arbeiten in der Königinnenzucht sind streng termingebunden und werden durch die Entwicklungszeiten der Königin bestimmt:
- Zum Umlarven darf der Zuchtstoff nicht älter als 1½ Tage sein.
- Nur bei geteilter Pflege erfolgt nach 24 Stunden das Umhängen der vorgepflegten Zellen in andere Völker.
- Die Zellen werden am 6. bzw. 12. Tag gekäfigt.
- Am 13. Tag schlüpfen die Königinnen.
- Am Tag darauf sind die Begattungsvölkchen zu bilden.
- Frühestens 3 Tage später werden diese Völkchen auf eine Belegstelle geschickt.
- Es ist zweckmässig, die Termine auf einem Zuchtkalender zu vermerken.
Wer im Besitz eines Smart-Phones ist, kann sich die kostenlose App VDRBqueen (iPhone, Android) runterladen. Die App berechnet die Daten für die verschiedenen Zuchtschritte und fügt diese im persönlichen Kalender ein. Für jeden Schritt erhält man eine kurze Erklärung. Zudem stehen mehrere Zuchtmethoden zur Auswahl.
Die Weiselwiege ist die Zelle, in der die Königin heranwächst. In ihrer natürlichen Entwicklung errichten die Bienen Weiselzellen, wenn sie schwärmen wollen (= natürliche Vermehrung) oder wenn sie eine neue Königin brauchen (= stille Umweiselung).
Der Züchter oder die Züchterin versucht, durch das sog. Umlarven von ausgesuchtem Zuchtstoff in künstliche Weiselwiegen neue hochwertige Königinnen zu gewinnen. Dafür dienen ihm/ihr - je nach Überzeugung oder Bedarf - entweder aus Wachs selbst gezogene Wachsweiselnäpfchen oder Kunststoff-Weiselbecher, welche über den Fachhandel zu beziehen sind.
Viele Imkerinnen und Imker finden auf ihrem eigenen Stand keinen Zuchtstoff von zuverlässig geprüften Königinnen. Die Beschaffung von geeigneten Larven muss daher frühzeitig vor Zuchtbeginn geklärt werden. Zuerst sollte man sich im Bienenverein informieren. Denn der Zuchtstoff soll von Völkern stammen, die sich in der Region bewährt haben. Auch anerkannte Züchter des SCIV, verschiedene Zuchtgruppen oder A-Belegstationen bieten während der Zuchtsaison regelmässig Zuchtstoff an.
Der Zuchtstoff darf nie direktem Sonnenlicht ausgesetzt werden. Um das Austrocknen zu verhindern, wird die Wabe mit dem Zuchtstoff in ein feuchtes Tuch eingewickelt. Die Temperatur sollte zwischen 25 und 30 °C liegen. Zur Wärmeisolation wird beidseits der Wabe Schaumstoff angelegt und mit einer Schnur zusammengebunden. So verpackter Zuchtstoff überdauert Transporte von fünf bis zehn Stunden.
Maden, die bereits umgelarvt wurden, sind empfindlicher, weil sie auf dem Trockenen liegen. Die Zellenträger mit umgelarvtem Zuchtstoff können direkt in den Zuchtrahmen gesteckt werden. Auch dieser wird schützend verpackt und maximal zwei Stunden später ins Pflegevolk eingehängt.
Damit die Maden nicht verrutschen, werden die Zellen stets mit der Öffnung nach oben transportiert. Der Zellenrand darf keinesfalls beschädigt werden, sonst verweigert das Pflegevolk die Annahme.
Vier bis fünf Tage vor dem eigentlichen Zuchttermin wird aus dem Zuchtvolk eine Wabe entnommen. In diese Wabengasse hängt man zum Bestiften eine honigfeuchte und schon einmal bebrütete Leerwabe ein. Dadurch erhält man viele Larven gleichen Alters. Um diese Wabe schnell zu erkennen, wird sie mit einem farbigen Reissnagel markiert.
Bei Zuchtbeginn befinden sich in dieser Wabe junge Larven im Alter von 1 bis 1½ Tagen. Sie sollen gut mit Futtersaft versorgt sein. Nur aus jungen, gut versorgten Larven können sich vollwertige Königinnen entwickeln.
Zur Gewinnung des Zuchtstoffs wird die Wabe aus dem Volk entnommen. Die aufsitzenden Bienen werden vorsichtig abgefegt. Bis zur Verwendung des Zuchtstoffs wird die Wabe vor Austrocknung und direkter Sonnenbestrahlung mit einem feuchten Tuch geschützt.
Es gibt mehrere Verfahren, den Zuchtstoff für das Pflegevolk vorzubereiten; eine der einfachen Methoden ist das Zellenschneiden. Mit einem in heissem Wasser erwärmten Messer wird ein Wabenstück von etwa 5x10 cm mit geeigneten Larven aus der Wabe herausgeschnitten. Die Zellen dieses Wabenstückes werden einseitig um ca. ⅓ ihrer Länge gekürzt, um den Pflegebienen das Aufweiten und Ausbauen der Zellen zu Weiselzellen zu erleichtern. Danach werden Zellstreifen geschnitten und diese wiederum in Einzelzellen aufgeteilt. Mit ihrem ungekürzten Ende werden die Einzelzellen in Klemmstopfen befestigt.
Während beim Zellenschneiden immer ein Teil des Zuchtstoffs nicht genutzt werden kann, geht man beim Umlarven sehr viel sparsamer mit dem Material um. Man benötigt dazu künstliche Weiselnäpfchen, die man aus Wachs leicht selbst herstellen kann. Durch mehrmaliges Eintauchen eines 9-mm-Formholzes in 65 bis 70 °C heisses Wachs bildet sich auf der markierten Kuppe ein Näpfchen. Nach kurzer Abkühlung in Wasser lässt sich dieses leicht abziehen. Die künstlichen Weiselnäpfchen werden mit Lötkolben und Wachs an den Zuchtstopfen befestigt. Im Fachhandel sind auch künstliche Weiselnäpfchen aus Plastik erhältlich - z.B. Nicot-System. Die vorbereiteten Stopfen werden mit Hilfe eines Wachsstreifens auf Zuchtleisten geklebt.
Für das Umlarven sind gutes Licht, ausreichende Sehschärfe und eine ruhige Hand erforderlich. Mit einem Urnlarvlöffel werden die jungen Larven von der Rückenseite aus vom Zellboden aufgenommen und auf dem Boden der Näpfchen abgestreift.
Mit einem Umlarvlöffel werden frisch geschlüpfte, höchstens 24 bis 36 Stunden alte Larven von den Arbeiterinnenzellen in sog. Weiselbecher umgebettet. In diesem Alter sind die jungen Larven noch transparent und fast gerade - ungleich den älteren, die schon eine deutliche Krümmung aufweisen. Als Weiselbecher eignen sich sowohl Kunststoffbecher eines gängigen Zuchtsystems (z.B. Nicot-Zuchtsystem), als auch selbst mit einem 9 mm starken Holz und Wachs hergestellte Wachsweiselnäpfchen.
Nachdem diese Arbeit ausgeführt ist, werden die Weiselbecher an einen Zuchtrahmen befestigt und mittig in das Pflegevolk gegeben.
Zur Aufzucht von Königinnen ist ein Pflegevolk nötig. Dieses trägt wesentlich zur Qualität der Jungköniginnen bei. Damit das Pflegevolk hochwertige Königinnen aufziehen kann, muss es folgende Kriterien erfüllen:
- Es besetzt im Schweizerkasten mindestens elf Brutwaben und ebensoviele Honigwaben oder im Magazin zwei Zargen; so ist die Aufzucht auch bei einem Kälteeinbruch gewährleistet.
- Es enthält viele Jungbienen (=Ammenbienen).
- Die Königin ist zwei- bis vierjährig; denn es ist bei Völkern mit Königinnen in diesem Alter wahrscheinlicher, dass der natürliche Schwarmtrieb erwacht.
- Vor Zuchtbeginn hat das Pflegevolk seine Kraft nicht bereits für die Aufzucht anderer Weiselzellen eingesetzt.
- Es sind reichlich Pollenreserven vorhanden.
- Eine zusätzliche Reizfütterung fördert den Bruttrieb.
Es existiert eine Vielzahl verschiedener Zuchtverfahren, doch basieren alle auf folgenden Voraussetzungen:
- Das Pflegevolk ist in Pflegestimmung (diese Stimmung entsteht beim Schwarmtrieb, einem Königinnenverlust oder bei erschwertem Zugang der Stockbienen zur Königin).
- Im Pflegevolk sind viele Ammenbienen (5-12-tägige Jungbienen) vorhanden.
Die vier gängigsten Verfahren zur Aufzucht von jungen Königinnen sind:
- Zucht im im Volk mit 9 Tage gesperrter Königin
- Zucht im weisellosen Volk
- Zucht über den Vorbrütekasten
- Zucht über Starter und Finisher
Dieses Verfahren ist besonders dort geeignet, wo in Hinterbehandlungsbeuten gearbeitet wird. Es beruht darauf, die Königin neun Tage vor Zuchtbeginn abzusperren, um sie dann unmittelbar vor der Zuchtstoffgabe mit der offenen Brut ganz zu entfernen. So ist das Pflegevolk gezwungen, über dem gereichten Zuchtstoff Weiselzellen zu errichten.
Das Pflegevolk soll Brut- und Honigraum gut besetzen. Neun Tage vor Zuchtbeginn sucht man die Königin und setzt sie mit der Brutwabe, auf der sie sich befindet, zunächst seitlich auf den Wabenbock. Dann wird der Honigraum leer geräumt, die Bienen fegt man in den Brutraum. Anschliessend gibt man die Brutwabe mit der Königin vom Wabenbock in den Honigraum und rechts und links daneben je zwei Leerwaben, sodass sich im Honigraum fünf Waben befinden. Der restliche Raum wird mit einem Schied abgesperrt. Das Honigraumflugloch bleibt geschlossen. Vor das Flugloch im Brutraum gibt man ein Absperrgitter, damit keine fremde Königin zufliegen kann.
Neun Tage später ist sämtliche Brut im Brutraum verdeckelt. Jetzt ist die Zeit gekommen, das Pflegevolk zu entweiseln. Zunächst wird der Brutraum auf evtl. angesetzte Nachschaffungszellen durchgesehen. Sind solche vorhanden, was sehr selten der Fall ist, so bricht man diese aus. Eine möglichst brutleere Wabe aus dem Brutraum wird entnommen. Stattdessen gibt man eine Wabe mit ein- bis eineinhalbtägigen Maden und den anhängenden Bienen aus dem Honigraum (jedoch ohne Königin!) nach unten in den Brutraum. Diese Wabe wird mit einem Reissnagel gekennzeichnet und kommt in die Mitte des Brutnestes.
Die Königin gibt man mit einer Brutwabe in einen Ablegerkasten. Der Ableger wird mit den Bienen aus anderen Völkern verstärkt. Keineswegs verwende man dazu die Ammenbienen aus dem Honigraum. Sie werden für die Pflege der Weiselzellen im Pflegevolk benötigt und sind deshalb in den Brutraum abzufegen. Die anfallenden Brutwaben kann man ohne Bienen mit in den Ableger geben oder auf die Honigräume anderer Völker verteilen. Anschliessend wird der Honigraum des Pflegevolkes abgedeckt.
Nach Ablauf von mindestens sechs Stunden, besser aber am nächsten Tag, wird dann der Zuchtrahmen mit dem Zuchtstoff gegeben. Die gekennzeichnete Wabe mit den ein- bis eineinhalbtägigen Larven, die vorher aus dem Honigraum gegeben wurde, wird nun wieder entnommen, und die anhängenden Bienen werden in das Volk gefegt. Diese Wabe gibt man einem anderen Volk in den Honigraum, nachdem man die Nachschaffungszellen entfernt hat. An den Platz der entnommenen Brutwabe, in der Mitte des Pflegevolkes, wird der Zuchtrahmen mit 20-25 Zellen eingehängt. Anschliessend füttert man das Volk sofort mit verdünntem Honig.
Zwölf Stunden nach dem Einhängen des Zuchtstoffs wird die Zahl der angesetzten Weiselzellen kontrolliert. Sind 15-20 Zellen angenommen, ist das ein zufriedenstellendes Ergebnis.
Die Zellen bleiben bei diesem Verfahren bis zum Verschulen bzw. bis zum Schlupf im Pflegevolk. Anschliessend wird dieses Volk zum Füllen der Begattungskästchen aufgeteilt.
Es handelt sich hierbei um das klassische Aufzuchtverfahren, bei dem der Zuchtstoff in ein 9 Tage zuvor entweiseltes Pflegevolk gegeben wird, das über keine eigene offene Brut verfügt und somit über dem gebotenen Zuchtstoff Weiselzellen errichtet. Das Verfahren geht von einer ungeteilten Pflege der Zellen aus, d.h. die Zellen bleiben von der ersten Pflege bis zum Käfigen bzw. bis zum Schlupf in demselben Pflegevolk. Bei der Zucht im weisellosen Volk wird zunächst ein gesundes, starkes Volk als Pflegevolk ausgewählt. Brut und Futter müssen reichlich vorhanden sein. Auch soll sich das Pflegevolk nicht in Schwarmstimmung befinden.
9 Tage vor Zuchtbeginn wird ein zusätzliches Absperrgitter zwischen die beiden Bruträume gelegt, um die Königin auf einen Raum abzusperren. In der Regel wird man die Königin in den zweiten Raum geben. Bei diesem Arbeitsschritt sortiert man gleichzeitig die Waben. Waben mit offener und frisch verdeckelter Brut sowie Waben mit Pollen und Futter gelangen in den unteren Raum. Der zweite Raum wird mit Leerwaben und Waben mit schlüpfender Brut gefüllt.
9 Tage später, bei Zuchtbeginn, ist in der unteren Zarge sämtliche Brut verdeckelt. Nun ist der zweite Arbeitsschritt erforderlich. Man setzt den Honigraum und die Zarge mit der Königin zur Seite. Aus dem unteren Raum nimmt man eine Randwabe heraus, schlägt die Bienen ab und schafft in der Mitte eine Wabengasse. Dort wird später der Rahmen mit dem Zuchtstoff eingehängt. Bis zur Zuchtstoffgabe kann dort eine Wabe mit offener Brut eingehängt werden, um möglichst viele Ammenbienen an diese Stelle zu locken. Eventuell vorhandene Nachschaffungszellen müssen ausgebrochen werden.
Als nächstes entweiselt man das Pflegevolk. Dazu kommt die Königin mit zwei Brutwaben und den darauf sitzenden Bienen sowie einer Futterwabe in einen drei bis vier Waben fassenden Ablegerkasten. Dieser Ableger wird an einen anderen
Standort gebracht. Bei Frühzuchten sollte auf die Ablegerbildung verzichtet werden. Man belässt die Bienen besser im Volk. Die Königin kann man mit wenigen Begleitbienen in ein Mehrwabenkästchen geben. Die Bienen von den restlichen
Waben werden in die untere Zarge gefegt.
Neben guter Pollen- und Futterversorgung sind viele Bienen auf engstem Raum das Erfolgsrezept für die Annahme und eine gute Pflege des Zuchtstoffs. Deshalb staucht man das Pflegevolk auf einen Raum zusammen, die abgefegten
Waben werden auf andere Völker verteilt.
Um den Zuflug einer fremden Königin zu vermeiden, wird das Flugloch durch ein Absperrgitter geschützt.
Einige Stunden später ist Weiselunruhe eingetreten, deutlich hörbar am Brausen der Bienen. Nun wird in die Wabengasse ein Zuchtrahmen mit 20-30 belarvten oder geschnittenen Zellen eingehängt. Bei mangelnder Tracht muss mit Honiglösung gefüttert werden. Von jetzt an nehmen die jungen Larven grosse Mengen an Weiselfuttersaft auf. Diese Fressphase ist entscheidend für die Qualität der sich entwickelnden Königinnen.
Nach etwa 24 Stunden überzeugt man sich durch eine Kontrolle über die Annahme der Zellen. Bei schlechtem Ergebnis kann die Zuchtserie durch frisch belarvte oder neu geschnittene Zellen ergänzt werden. Um die Maden nicht zu gefährden, ist bei allen Kontrollen ein vorsichtiges Hantieren notwendig.
Fünf Tage nach dem Umlarven sind die Zellen verdeckelt. Bei diesem Verfahren bleiben die Zellen bis kurz vor dem Schlüpfen im Volk, die beiden folgenden Aufzuchtmethoden gehen dagegen von einer geteilten Pflege aus.
Dieses Verfahren geht von der Bildung eines weisellosen Volksteiles in einem sogenannten An- oder Vorbrütekasten aus. Der weisellose Volksteil wird über einen Fegling mit möglichst vielen Ammenbienen gebildet. Diesem Fegling wird eine Futterwabe zugegeben. Für die ersten 24 Stunden übernimmt dieser Vorbrüter die Pflege der Zellen, die anschliessend zur Endpflege in Honigräume weiselrichtiger Völker umgehängt werden.
Zunächst benötigt man für dieses Verfahren einen Vorbrütekasten. Es handelt sich dabei um eine Art Ablegerkasten, der drei bis vier Waben im Standmass fasst. Am Boden verfügt er über eine grossflächige Lüftung, damit die Bienen, die etwa 30 Stunden in dem Kasten eingesperrt sind, nicht verbrausen. Etwa 3-4 cm über den Waben befindet sich ein Einsatz, der 50-60 Zuchtstopfen aufnimmt.
Die Zucht über den Vorbrütekasten beginnt ebenfalls mit der Auswahl eines gesunden, starken Volkes.
Über einen zuvor angefeuchteten Trichter werden Jungbienen von 6-8 Brutwaben in den Vorbrütekasten gefegt, um einen weisellosen Volksteil zu schaffen. Dabei ist darauf zu achten, dass die Königin im Volk bleibt. Zweckmässigerweise käfigt man sie für die Dauer dieser Arbeiten. Der Vorbrüter soll etwa zu ⅓ mit Bienen gefüllt sein. Nach dem Aufstauchen des Kastens werden zur Versorgung der Bienen eine Wabe mit Pollen, eine Wabe mit offenem Futter und eine Wabe mit Wasser vorsichtig eingehängt. Die Wasserwabe erhält man durch Einsprühen einer Leerwabe. Anschliessend wird der Einsatz mit den Zuchtleisten aufgesetzt.
Bis zum Eintreten der Weiselunruhe wird der Vorbrüter an einen dunklen, kühlen Ort (ca. 18 °C) gebracht. Die Weiselunruhe ist deutlich am Brausen der Bienen zu vernehmen. Das ist der richtige Zeitpunkt, den Zuchtstoff einzuhängen. Der Einsatz für den Zuchtstoff fasst 50-60 Stopfen. Die Näpfchen auf den Stopfen sollten erst kurz vor dem Einsetzen belarvt werden, um ein Austrocknen des Zuchtstoffs zu vermeiden. Nach dem Einsetzen werden die Larven von den Bienen sofort mit Futtersaft versorgt. Zur Einhaltung der Brutwärme wird ein isolierender Deckel aufgelegt. Ebenso wie belarvte können auch geschnittene Zellen geboten werden. Innerhalb der nächsten Stunde sind jegliche Störungen zu vermeiden. Die Endpflege der Zellen wird dann später von anderen Völkern übernommen.
Die Endpflege der Zellen erfolgt in starken weiselrichtigen Wirtschaftsvölkern. Jedes weiselrichtige Volk ist bei entsprechender Volksstärke und in der richtigen Jahreszeit (Ende Mai, Juni und Juli) bereit, im Honigraum bereits vorgepflegte Zellen fertig zu pflegen. Dabei kommt in der Regel auch keine Schwarmstimmung auf. Da zur Pflege viele Ammenbienen benötigt werden, hängt man einige Stunden vorher offene Brutwaben in den Honigraum um und spart zwischen ihnen eine Wabengasse aus. Der freigewordene Platz im Brutraum wird mit leeren Waben ausgefüllt.
Ca. 24 Stunden nach dem Umlarven verteilt man die angenommenen Zellen aus dem Vorbrütekasten auf die weiselrichtigen Völker zur Endpflege. Dazu gibt man die Zellen aus dem Aufsatz für den Vorbrüter vorsichtig in einen Zuchtrahmen. Die angenommenen Zellen sind deutlich an der helleren Ausfärbung und der ausgezogenen Form zu erkennen. Die Larven schwimmen im Futtersaft. Der Zuchtrahmen kommt in die vorbereitete Wabengasse. Mehr als 15-20 Zellen sollen einem weiselrichtigen Volk nicht zugegeben werden. Bis zum Käfigen, bzw. bis zum Schlupf, bleiben die Zellen in diesen Völkern. Die Bienen des Vorbrüters werden auf die Endpfleger verteilt oder dem Spendervolk zurückgegeben.
Auch das Verfahren Zucht über Starter und Finisher geht von einer getrennten Pflege der Zellen aus. Der Starter ist hier wesentlich grösser als bei der Zucht über den Vorbrütekasten und umfasst praktisch ein ganzes, weiselloses Volk, bei dem keine offene Brut, wohl aber verdeckelte, schlüpfende Brut vorhanden ist. Da ständig neue Bienen schlüpfen, kann der Starter mehrmals hintereinander eingesetzt werden. Das Verfahren ist daher geeignet, eine grosse Anzahl von Königinnen aufzuziehen.
Die Zucht über Starter und Finisher beginnt mit der Auswahl eines gesunden, starken Volkes.
9 Tage vor Zuchtbeginn wird ein Absperrgitter zwischen die beiden Bruträume gelegt. Die Königin sperrt man möglichst in den zweiten Brutraum. Bei diesem Eingriff gibt man möglichst viele Brutwaben in den unteren Raum.
Neun Tage später, bei Zuchtbeginn, ist im unteren Raum sämtliche Brut verdeckelt. Diese Zarge mit der verdeckelten Brut wird das für den ersten Abschnitt der Pflege vorgesehene Startervolk. Durch Entnahme von Waben, die möglichst keine oder wenig Brut enthalten, werden zwei Gassen gebildet. In der Zarge verbleiben nur Waben mit verdeckelter Brut sowie Futter. Mindestens 6 Waben mit Brut sollten im Starter vorhanden sein. Eventuell vorhandene Weiselzellen werden ausgebrochen. Die Königin kommt mit zwei bis drei bienenbesetzten Brutwaben sowie einer Futterwabe in einen Ableger und wird an einen anderen Standort gebracht. Bei Frühzuchten wird auf die Ablegerbildung verzichtet. Die Königin wird in diesem Fall mit Bienen in ein Mehrwabenkästchen gegeben.
Nun wird das Volk von drei Zargen auf eine zusammengestaucht. Dazu werden die Bienen aus den beiden oberen Zargen in die unterste Zarge, den Starter, gefegt. Auch hier heisst das Erfolgsrezept: Viele Bienen auf engstem Raum. Der Starter muss vor Bienen förmlich überquellen. Die abgefegten Waben, insbesondere die mit offener Brut, werden auf die Honigräume weiselrichtiger Völker verteilt. Nach dem Abdecken des Starters wird ein Absperrgitter vor dem Flugloch angebracht, um den Zuflug einer jungen Königin zu verhindern.
Einige Stunden später ist Weiselunruhe eingetreten, deutlich hörbar am Brausen des Volkes. In beiden Wabengassen haben sich inzwischen Jungbienen gesammelt. Nun werden zwei vorbereitete Zuchtrahmen mit insgesamt ca. 40 belarvten Weiselnäpfchen eingehängt. Der Zuchtstoff kann aber auch in anderer Form, z.B. als geschnittene Einzelzellen, angeboten werden. Bei fehlender Tracht muss mit Honiglösung gefüttert werden.
Nach 24 Stunden sind die Zellen aus dem Starter vorgepflegt und können gegen eine neue Serie ausgetauscht werden. Vorsichtig zieht man die Zuchtrahmen heraus und kontrolliert die Zellen auf Annahme. Ein erstes positives Anzeichen ist ein dichter Bienenbesatz. Mit einer Feder werden die Näpfchen freigelegt. Angenommene Zellen sind an der helleren Ausfärbung und der ausgezogenen, länglichen Form zu erkennen. Nicht angenommene Zellen sind dagegen unbearbeitet geblieben oder eingeengt. Die beiden Zuchtrahmen werden zunächst in einen Transportkasten gegeben und später zur Endpflege in weiselrichtige Völker umgehängt. Während des Transportes muss ein längerer Futterstop vermieden werden. Mit zwei neuen Zuchtrahmen wiederholt man den Vorgang. Auf diese Weise kann ein Starter, je nach Stärke, 6- bis 8-mal hintereinander eingesetzt werden, da ständig genügend Jungbienen schlüpfen. Weitere Serien sind möglich, wenn regelmässig schlüpfende Brut zugegeben wird. Die folgenden Serien werden meist besser gepflegt als die ersten. Das Startervolk scheint die Pflege der Zellen zu erlernen.
Bevor die Zuchtrahmen zur Endpflege in die Finishervölker gehängt werden, kontrolliert man nochmals die einzelnen Weiselzellen auf Annahme. Die jungen Larven müssen zu diesem Zeitpunkt reichlich mit Futtersaft versorgt sein. Ihre Endpflege wird von Finisher-Völkern übernommen. Als Finisher eignet sich jedes starke Wirtschaftsvolk. Es gelten die gleichen Grundsätze wie beim zuvor vorgestellten Verfahren. Um die Pflege der Zellen und ihre Versorgung mit artgerechtem Futter sicherzustellen, müssen viele Ammenbienen im Honigraum vorhanden sein. Um das zu erreichen, wird in der Mitte des Honigraumes für mindestens drei Waben Platz geschaffen. Bevorzugt sollten leere Waben entnommen werden. Honig und Pollen belässt man im Volk, um die Pflegestimmung nicht zu gefährden. Aus dem Brutraum werden nun mindestens zwei Waben mit grossflächiger offener Brut ausgesucht. Mit den aufsitzenden Bienen gibt man die Waben in den Honigraum und lässt eine Wabengasse frei. Viele Jungbienen sind hier mit der Pflege der Larven beschäftigt. Die im Brutraum entstandene Lücke wird mit Leerwaben gefüllt, das Absperrgitter aufgelegt und der Honigraum aufgesetzt. Bei allen Arbeiten ist darauf zu achten, dass die Königin nicht in den Honigraum gelangt. Jetzt gibt man aus dem Transportkasten einen Zuchtrahmen in die vorbereitete Wabengasse. Höchstens 15-20 Weiselzellen können einem Finisher-Volk gegeben werden, da bei grösseren Serien die Pflege leidet. Bis zum Verschulen bzw. bis kurz vor dem Schlupf verbleiben die Zellen im Finisher-Volk.
Möglichst bald, spätestens jedoch zwei Tage nach dem Schlüpfen, sollen die jungen Königinnen in Begattungsvölkchen untergebracht werden. Die zur Bildung dieser Völkchen benötigten Bienen gewinnt man durch Auflösen des Pflegevolkes oder durch Schröpfen anderer Völker. In letzterem Falle ist darauf zu achten, dass die Schröpfbienen nicht aus Völkern stammen, die sich in Schwarmstimmung befinden. Diese würden die zugesetzten Jungköniginnen abstechen.
Die junge Königin legt befruchtete Eier, nachdem ihre Samenblase mit männlichen Spermien gefüllt wurde. Weit entfernt vom Volk wird die Königin im Flug von verschiedenen Drohnen begattet. Züchterinnen und Züchter versuchen mit geeigneten Massnahmen, ihre Königinnen erfolgreich mit wertvollen Drohnen zu paaren.
Zu unterscheiden sind folgende Begattungsarten:
- Standbegattung: Keine kontrollierte Paarung möglich, Nutzung des Heterosis-Effekts.
- B-Belegstellen (sog. Rasse-Belegstationen): Sie dienen der Erzeugung vitaler Gebrauchsköniginnen.
- A-Belegstellen (sog. Linien-Belegstationen): Sie dienen der sicheren Begattung von Königinnen der Herdebuchzucht.
Königinnenzucht, Gilles Fert. Praxisanleitungen für den Imker. Leopold Stocker Verlag, 156 Seiten, 2013. | ||
Aufzucht und Verwendung von Königinnen, Friedrich-Karl Tiesler und Eva Englert. Buschhausen Druck und Verlagshaus, 240 Seiten, 2014. | ||
Paarungsbiologie und Paarungskontrolle bei der Honigbiene, Gudrun und Nikolaus Koeniger, Friedrich-Karl Tiesler. Buschhausen Druck und Verlagshaus, 384 Seiten, 2014. | ||
Selektion bei der Honigbiene, Friedrich-Karl Tiesler, Kaspar Bienefeld und Ralph Büchler. Buschhausen Druck und Verlagshaus, 318 Seiten, 2016. | ||
Königinnenzucht und Genetik, Eigil Holm. Buschhausen Druck und Verlagshaus, 120 Seiten, 2017. |