Die Bienen sammeln Harz von Knospen verschiedener Bäume (v.a. Pappeln, Erlen, Kastanien und Birken) oder suchen bei Nadelbäumen harzende Verletzungen an Stämmen und Ästen auf. Mit ihrem Rüssel lösen sie einzelne kleine Harzstücke von der Pflanze ab, fügen Sekrete der Mandibeldrüse zu und transportieren die klebrige, gummiartige Masse in den Körbchen, die sonst für Pollen vorgesehen sind, in den Bienenstock. Dort wird das Propolis abgestreift und von Stockbienen weiterverarbeitet. Sie setzen dem harzigen Produkt rund 30 Prozent Wachs, 10 Prozent ätherische Öle und 5 Prozent Pollenkörner zu. Bei uns wird Propolis vor allem Ende Sommer und im Herbst gesammelt, wenn die Bienen sich für das Überwintern vorbereiten.
Propolis dient den Bienen im Bienenstock als Baumaterial, mit dessen Hilfe der Wabenbau verstärkt, undichte Stellen wie Ritzen oder kleine Löcher ausgefüllt resp. verkittet werden. Im Bienenstock vorhandene, von den Bienen nicht entfernbare Fremdkörper oder Unrat werden ebenfalls mit diesem Stoff abgekapselt.
Den vermutlich grössten Nutzen ziehen Bienen jedoch aus der desinfizierenden Wirkung von Propolis. Propolis dient dazu, in den Stock eingeschleppte oder vorhandene Bakterien, Pilze und andere Mikroorganismen in ihrer Entwicklung zu hemmen oder sogar abzutöten. Hierzu werden verschiedene Oberflächen, wie beispielsweise das Innere der Wabenzellen für die Brut, mit einem hauchdünnen Propolisfilm überzogen.
Man stelle sich vor: 30’000 bis 60’000 Bienen pro Volk sind eine durchaus übliche Volksgrösse – und sie leben alle auf engstem Raum zusammen. Die Temperatur im Bienenstock liegt zwischen 35-36 °C und es herrscht eine konstant hohe Luftfeuchtigkeit vor – ein Paradies für Bakterien und Pilzsporen. Unter normalen Umständen müsste sich ein Bienenstock also extrem anfällig zeigen für die Ausbreitung von Keimen, Schimmel und Krankheitserregern. Das Gegenteil ist jedoch der Fall.
Pro Flug sammelt eine Biene ungefähr 10 mg Propolis. Für die in unseren Breitengraden durchschnittliche Sammelmenge von 100 g Propolis pro Jahr, braucht es dafür rund 100’000 Sammelflüge. Zusammensetzung und Farbe des Propolis unterscheiden sich je nach Sammelort und -pflanze.
Weiterführende Literatur
- Alles über Propolis, Stefan Bogdanov. 1999. (PDF, 151 KB)
- Steckbrief Propolis, Dr. Werner von der Ohe. LAVES – Institut für Bienenkunde Celle, 2006. (PDF, 24 KB)