Die Insektenbestäubung hat einen entscheidenden Einfluss auf die hormonellen Prozesse während der Fruchtentwicklung, die im Vergleich mit Früchten aus eigenbestäubten Blüten zu einem typischeren Geschmacksergebnis führen. Ein interdisziplinäres Forscherteam der Universität Göttingen konnte erstmals zeigen, dass die Blütenbestäubung durch Bienen eine deutlich bessere Fruchtqualität bewirkt als bei Selbstbestäubung. Zwar erzielt die aufwändige Bestäubung per Menschenhand qualitativ ähnlich gute Früchte, doch sie ist umständlich, teuer und zeitintensiv. Nur die Insektenbestäubung kann der steigenden Lebensmittelnachfrage gerecht werden sowie Ertrag und Qualität der Produkte und damit ihre Vermarktbarkeit garantieren.
Auf einem Erdbeerfeld in der Nähe Göttingens wurden verschiedene Bestäubungsvarianten miteinander verglichen: Die Selbstbestäubung ist die Übertragung des eigenen Pollens der Blüte ohne das Zutun von Tieren. Bei der Handbestäubung erfolgt eine manuelle Bestäubung mit Pollen derselben Blüte durch Menschenhand mithilfe eines Pinsels. Die offene Bestäubung bezeichnet die Pollenübertragung durch Insekten und in geringeren Anteilen auch durch Wind.
Die ForscherInnen fanden heraus, dass Selbstbestäubung zu kleineren und leichteren Erdbeerfrüchten führt. Zudem waren über 90 Prozent dieser Früchte deformiert, wiesen eine kürzere Haltbarkeit auf und hatten folglich den mit Abstand geringsten Handelswert. Insektenbestäubte Blüten entwickelten sich hingegen zu wohlgeformten, schwereren und grösseren Früchten, welche einen um 92 Prozent gesteigerten Handelswert aufwiesen. Es bestand kein merkbarer Unterschied zwischen Hand- und offener Bestäubung.
«Insekten- und Handbestäubung führte zudem, wie anhand des Zucker-Säure-Verhältnisses nachgewiesen wurde, zu einem sortenspezifischeren Verhältnis von Geschmackskomponenten in der Frucht», so Dr. Inga Smit, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Abteilung Qualität pflanzlicher Erzeugnisse. «Die natürliche Bestäubungsleistung in unseren Agrarökosystemen – welche insbesondere durch Insekten erbracht wird –, ist essentiell, um Ernte- und Qualitätsverluste zu verhindern und der global steigenden Lebensmittelnachfrage gerecht werden zu können», betont Alexander Wietzke, Erstautor und Doktorand in der Abteilung Pflanzenökologie und Ökosystemforschung.
Quelle und weitere Informationen:
https://idw-online.de/de/news690809 (Thomas Richter)
Presseinformation Nr. 60/2018